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kioskisierung
 
in: derive heft 19, 2005


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In moskau und lodz haben sich aber auch aus dem strassenhandel heraus neue handelsformen entwickelt. Mit dem kiosk konnte jenes kapital und know-how gebildet werden, das heute handel in größeren und professionelleren stil ermöglicht.
Dies führt aber in den großen am stadtrand gelegenen wohnsiedlungen auch zu stadträumlichen veränderungen. Ihre gliederung in einzelne durch den verkehr klar voneinander abgegrenzte mikrorayone (wohnkomplexe), die ihr leben nach innen orientieren (hauseingänge, kindergärten, schulen, freiflächen) und nur sehr wenig ladenflächen löst sich auf. Zum einen sind gerade an den bisher verwaisten flächen zwischen den umfahrungsstrassen und den wohngebäuden, an denen sich auch die haltestellen des öffentlichen verkehrs befinden, handelszonen entstanden, die arbeitsplätze und einkaufsmöglichkeiten in die bisherigen „schlafstädte" bringen. Zum anderen entsteht dadurch eine nachverdichtung, die nicht zuletzt die verkehrswege enger mit dem wohngebiet verknüpfen und die bisherige strikte trennung der funktionen durchbricht.
Diese entwicklung ist so gut wie ohne einfluß einer stadtplanung erfolgt, die in den exsozialistischen ländern ohnehin einen schweren stand hat, weil planung mit kommunismus gleichgesetzt wird. Es hat aber ansatzweise auch zu einem umdenken der stadtplanerinnen geführt: statt dem großen plan, der jeden einzelnen kioskstandort festlegt, hört man sich nun die standortwünsche potentieller kleinunternehmer an und versucht eine gemeinsame lösung zu finden. Dies betrifft nicht nur die festlegung von marktstandorten (siehe oben: bsp. Lodz), sondern auch die umnutzung von erdgeschoßzonen zu geschäften. Auch die geplante neuerrichtung von geschäften und minimärkten in fußnähe innerhalb der mikrorayone, oft an aktuellen kioskstandplätzen, zeigt eine gewisse lernbereitschaft der zuständigen verwaltungen.
Diese programme werden jedenfalls zu einer weiteren nutzungsdurchmischung der wohngebiete führen, auch wenn ihr eigentliches ziel die „rückführung" der kioske in geschäfte ist.   

Die zukunft der kioske kann nicht länderübergreifend beantwortet werden. Aber auch innerhalb der einzelnen länder bestehen gravierende unterschiede zwischen einzelnen städten. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass die kioske vorboten und mittler der neuen marktwirtschaft waren. In den letzten jahren ist eine normalisierung und transformation eingetreten, die die anzahl der kioske zwar reduziert hat ohne sie aber gänzlich zum verschwinden zu bringen.

http://www.kulturstiftung-bund.de
http://www.raumlabor-berlin.de
http://www.kioskisierung.net

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