kioskisierung
vortrag, TU München, 2006 |
DER KIOSK IN DER GROSSWOHNSIEDLUNG
wer in den nachwendejahren osteuropäische städte besucht hat, dem fiel der immense strassenhandel ins auge, der eine bislang ungewohnte lebendigkeit dem öffentlichen raum verlieh.
An knotenpunkten städtischen lebens, bei metrostationen, strassenkreuzungen, plätzen entstanden märkte und basare, die in ihrer wilden mischung aus nebeneinanderstehenden menschen die ihre wenigen habseligkeiten in die höhe hielten über einfachste buden, containern bis hin zu kiosken und pavillons, selbstorganisation und eigeninitiative erkennen ließen. Der bestehende stadtkörper erhielt „ungefragt" eine zusätzliche zweite struktur, die sich in nischen genauso einnistete wie auf den überdimensionierten freiflächen, die plötzlich tatsächlich jenen öffentlichen charakter bekamen, den ihnen die planung zugeschrieben hatte, der sich aber nie realisieren ließ.
In diesem handel begann sich zu allererst eine urbane zivilgesellschaft zu konstituieren.
Das von der kulturstiftung des bundes finanzierte projekt „kioskisierung" hat versucht den aktuellen stand, wie auch die entwicklung die der strassenhandel seit der wende genommen hat am beispiel der kioske nachzuvollziehen. Dabei hat man sich auf die jene großen plattenbauwohngebiete konzentriert, die, ob ihrer monotonie und monofunktionalität eine besondere herausforderung für die stadtplanung darstellen.
Zentrale frage war, inwieweit der strassenhandel auch diese gebiete erfasst und verändert hat und somit möglicherweise einen stärkeren einfluß hatte, als alle stadtplanerischen und baulichen eingriffe. Aber auch welche verbindungen zwischen der bestehenden baustruktur und diesen mehr oder weniger improvisierten mikroökonomien bestehen, wie sie sich überlagern, was (wieder) verschwindet und welche neuen auch städtebaulichen typologien daraus entstehen.
siehe auch unter: aktionen + temporäre bauten, forschung + entwicklung